Das Shiftphone 6m im Test

By on 11. September 2019

Berlin – Nicht einmal ein Ladegerät liegt dem Shiftphone 6m bei, aber das hat System: Beim Android-Smartphone des Herstellers Shift aus dem hessischen Falkenberg steht Nachhaltigkeit im Fokus.

Mit dem 6m für 555 Euro und seinen Schwestermodellen macht das Unternehmen vieles anders als andere Hersteller. Statt der neuesten Technik stehen Lebensdauer und Reparierbarkeit im Vordergrund.

Das merkt man schon am Design. Das 6m ist eher konventionell gestaltet, mit einem soliden Kunststoffgehäuse, breitem Display und klaren Oberflächen. Keine Spur von randlosem Display oder sonstigen Design-Gimmicks. Warum das so ist, dazu später mehr.

Auch das Betriebssystem ist unauffällig. Es orientiert sich nah am puren Android von Google mit nur wenigen Zusatzoptionen. Das seit 2018 verfügbare Gerät kommt mit Android 8 und einem leicht veralteten Sicherheitspatchlevel von November 2018 (Stand August 2019). Interessant: Der alternative App-Store F-Droid ist vorinstalliert. Kunden können das Telefon auch komplett von Google-Diensten befreien.

Leistungsfähig genug, aber kein Rennpferd

Im Inneren gibt es einen Zehn-Kern-Prozessor von Mediatek, 64 Gigabyte (GB) Speicher für Apps, Musik und Fotos, 4 GB Arbeitsspeicher und eine 21-Megapixel-Hauptkamera. Für Selfies ist über dem Display eine Kamera mit 13 Megapixeln verbaut. Der Akku mit guten 4240 Milliamperestunden Kapazität ist austauschbar.

Alles in allem also keine schlechten Werte. Der eher mittelstarke Mediatek stellt sich im Alltag aber nicht als Hindernis heraus. Alle gängigen Apps, Videos und Spiele meistert er.

Und wenn mal etwas kaputt geht, können Nutzer selbst Hand anlegen. Dem Smartphone liegt ein Torx-Schraubendreher bei. Er genügt, um das Telefon in Windeseile komplett zu zerlegen. Und dabei fällt auf: Im Inneren ist alles modular und einfach auszutauschen.

Alle Verbindungen zwischen Bauteilen sind entweder Schrauben, Steckverbindungen oder Klipse. Selbst Anfänger können das Display in fünf Minuten austauschen. Auch die Kamera oder Anschlüsse lassen sich ersetzen. Ersatzteile gibt es auf E-Mail-Order hin.

Gebaut für eine einfache Reparatur

Liegt das Shiftphone in Einzelteilen auf dem Tisch, erschließt sich auch das unspektakuläre Design. Es ist komplett auf Reparierbarkeit optimiert, und zwar folgend der Reparaturstatistik. Soll heißen: Die meisten Schäden haben mit dem Display zu tun, also ist es einfach zu tauschen – wie auch der Akku, der häufig Probleme macht. Die Sache mit der einfachen Reparatur funktioniert im Test einwandfrei.

Fünf Jahre Ersatzteilgarantie geben die Hessen. Wenn das mal nicht klappt, gibt es Angebote zum Umstieg auf ein neues Modell. Auch die Software soll mindestens fünf Jahre nach Veröffentlichung gepflegt werden. Das gilt aber nur für
Sicherheitsupdates. Neue Android-Versionen gibt es nur, wenn Shift sie sinnvoll findet.

Weg zu echter Nachhaltigkeit ist noch weit

Ein wirklich nachhaltiges Smartphone wird es so schnell nicht geben. Das hat auch Mitbewerber
Fairphone erkannt, der shon 2013 mit ähnlichem Konzept gestartet ist. Aber mit einer transparenten Produktion wollen sich die Firmen ihrem Ziel langsam annähern. Maßgaben: Keine Ausbeutung bei der Produktion, keine Kinderarbeit, faire Arbeitsbedingungen, schonender Umgang mit Rohstoffen. Zudem arbeitet Shift mit Anreizen. Etwa einem Rückkaufprogramm, Gerätepfand und der Nutzung funktionierender Einzelteile aus Altgeräten.

Fazit: Das
Shiftphone 6m ist auf den ersten Blick nicht besonders aufregend, aber ein clever konstruiertes Gerät. Durch seine Modulbauweise können es selbst Laien einfach reparieren. Auf Wunsch lässt sich das Gerät sogar komplett ohne Google nutzen. Gemessen an seinen technischen Daten ist das 6m zwar recht teuer. Auf die Lebenszeit gerechnet, relativiert sich der Preis aber schnell.

Denn wenn man es wirklich fünf Jahre und länger nutzt, kostet das Gerät am Ende auch nicht mehr als Smartphones vergleichbarer Leistungsklassen. Wer also nicht immer die neueste Technik braucht und es mit etwas mehr Nachhaltigkeit versuchen möchte, kann ruhig einen Blick auf das 6m werfen.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

(dpa)

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