Fernsehen ohne Fernseher macht das Internet möglich

By on 21. Dezember 2017

Hannover/Mainz – Video-on-Demand – also das Streamen von Filmen, Serie etc. zur Wunschzeit – wird immer beliebter.
Laut dem IT-Verband Bitkom nutzen 75 Prozent der Menschen ab 14 Jahren hierzulande Streaming-Angebote im Internet, davon nutzen 29 Prozent Bezahlangebote.

Aber neben all diesen On-Demand-Angeboten hat es auch das klassische Fernsehen ins Netz geschafft. Gleich mehrere Anbieter streamen lineares TV. Diese Angebote sind besonders für zwei Szenarien interessant: Wer keinen Kabelanschluss und keine Sat-Schüssel hat oder die Antennenfernseh-Umstellung auf DVB-T2 nicht mitmachen wollte, kann so Fernsehen via Internet empfangen. Und zum anderen: Auch unterwegs ist so der TV-Empfang auf Smartphones, Tablets oder Notebooks möglich. Nur im Ausland muss aus Lizenzgründen meist auf das heimische TV-Programm verzichtet werden.

Es gibt zwei Arten von TV-Streaming-Anbietern: Die großen Internet-Provider, die Fernsehen nur über ihre eigenen Netze anbieten, und TV-Anbieter, die über jede Internetverbindung genutzt werden können.

Zu den Internet-Providern mit TV-Angebot zählen etwa die Telekom, Vodafone und 1&1. Bei ihnen kann man nur fernsehen, wenn man auch ihren Internetanschluss gebucht hat. Das hat technische Gründe: «Um einen störungsfreien Empfang zu gewährleisten, sind Verteilernetze und Empfangsboxen genau aufeinander abgestimmt», erklärt Nico Jurran vom «c’t»-Fachmagazin. Bei diesem sogenannten IP-TV läuft der Stream daher stabil. Der Preis dafür ist aber ein eigener Receiver, den man vom Provider mieten oder kaufen muss.

Bei der Telekom geht es mit der Option EntertainTV preislich bei etwa 5 Euro los. 1&1 startet ab etwa 10 Euro mit IP-TV-Optionen, ebenso wie Vodafone bei seinem GigaTV-Angebot. Alle bieten gegen Aufpreis auch Premium-Pakete, die etwa mehr Programme und mehr HD-Sender, aber teils auch Serien oder andere Video-on-Demand-Angebote bieten.

Ein Nachteil beim IP-TV sind die Vertragslaufzeiten, die oft bei 12 oder sogar 24 Monaten liegen. Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz empfiehlt daher, genau hinzuschauen. «Die Tarife der Anbieter sind oft undurchsichtig», warnt der Experte. «Es lohnt sich genau nachzufragen und sich die Tarife erklären zu lassen.»

Wer Internet-TV freier mit verschiedenen Endgeräten oder auch unterwegs nutzen können möchte, kann auf Anbieter wie Zattoo, Magine TV, TV Spielfilm oder Waipu.tv zurückgreifen. Sie funktionieren unabhängig vom Internet-Provider, was bezogen auf die verfügbare Bandbreite und die Übertragungsqualität aber auch ein Nachteil sein kann.

Eine Ausnahme will da Waipu.tv bilden. «Waipu.tv kann auf das eigene Glasfasernetz des Betreibers Exaring zugreifen», erklärt Nico Jurran. «Dadurch sind sie selbst bei Stoßzeiten an Abenden oder am Wochenende kaum von Störungen betroffen.» Waipu.tv startet ab 5 Euro und bietet dafür 75 Sender und 25 Stunden Online-Aufnahmespeicher.

Zattoo hat kein eigenes Netz und empfiehlt deshalb eine Bandbreite von mindestens 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) für eine optimale Streaming-Qualität. 80 Sender streamt Zattoo kostenlos, schaltet dabei aber eigene Werbung. Der Premium-Zugang mit 98 Sendern, davon 58 in HD und der Möglichkeit, bis zu 30 Sendungen aufzunehmen, kostet 10 Euro pro Monat. Den gleichen Preis ruft TV Spielfilm für Werbefreiheit, HD und zusätzliche Sender auf. Im Free-Paket sind mehr als 50 Sender gratis.

Auch Magine TV ist als Basisangebot mit 30 Sendern kostenlos. Die Bezahlversion ist unterteilt: Entweder man bucht über 45 Sender für 10 Euro monatlich oder zahlt für über 65 Sender 20 Euro im Monat. Aufnahmen oder zeitversetztes Fernsehen sind nicht möglich.

Sowohl Zattoo als auch Magine TV oder TV Spielfilm lassen sich entweder im Browser öffnen oder aber mit Apps für Android und iOS nutzen. Die Waipu.tv-Nutzung läuft derzeit ausschließlich über Apps. Darüber hinaus stecken die Dienste teils auch in Spielkonsolen, Smart-TVs, Streamingboxen und -sticks.

Mediatheken für Fernsehmuffel

Wer nur gelegentlich fernsieht, braucht vielleicht keine TV-Abos mit Dutzenden Sendern, sondern wird mit den oft kostenlosen Mediatheken-Angeboten glücklich. «Die öffentlich-rechtlichen Sender streamen auch im Internet live und stellen die meisten Sendungen kostenfrei bis sieben Tage nach Ausstrahlung im Netz zur Verfügung», erklärt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. «Auch die Privatsender bieten Mediatheken an.» Oft sind darin die Angebote der einzelnen Senderfamilien zentral gebündelt. Einzelne Sendungen gibt es kostenlos, aber für den kompletten Zugang verlangen die Privaten meist eine Monatsgebühr.

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

(dpa)

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