Mehr Durchblick im Streaming-Dschungel

By on 14. Februar 2019

München – Die Fernsehzeitungen verstauben in den Kiosk-Regalen, DVDs und selbst Blu-rays wirken fast überholt. Streaming und Video on Demand sind die Zauberwörter, wenn es um aktuelle Serien und Filme geht.

Mehr als jeder dritte Deutsche nutzte laut dem Branchenverband Bitkom 2018 hin und wieder Streamingdienste. Den passenden für den eigenen Bedarf zu finden, ist bei den unterschiedlichen Preisen und Angeboten aber nicht leicht.

Netflix

Einer der größten Anbieter auf dem Markt ist Netflix. Der US-Streamingdienst ist besonders beim jüngeren Publikum beliebt. «Netflix glänzt vor allem mit den selbst produzierten Originals aus dem eigenen Hause», sagt der Münchner Videostreaming-Experte Maximilian Reichlin. Dazu zählen Serien wie Stranger Things, House of Cards oder Narcos. Diese Inhalte sind zumindest zu Beginn nur für Netflix-Kunden verfügbar. Der Streamingdienst schafft es so, Nutzer zu locken und zu binden.

Das ist ein verbreiteter Ansatz: «Der Trend geht zu Eigenproduktionen, die dann exklusiv beim Anbieter verfügbar sind», sagt Simone Vintz von der Stiftung Warentest. Das Angebot an externen Serien und Filmen ist bei Netflix genreübergreifend eher klein. Wer die neuesten Kinofilme sehen will, ist hier eher falsch. Das günstigste Abo kostet 7,99 Euro pro Monat. Im Premium-Abo für 13,99 Euro gibt es Videos in Ultra-HD, vier Nutzer können gleichzeitig schauen. Einzelleihe gibt es bei Netflix nicht.

Amazon

Erfolgreich am Markt ist Amazon. Das liegt auch daran, dass das Video-Angebot im sogenannten Prime-Abo integriert ist. Wer also ohnehin Premium-Kunde des Online-Händlers ist, bekommt quasi gratis eine Video-Flatrate dazu. Amazon Prime ist nur jährlich abschließbar und kostet rund 49 Euro. Die große Stärke: Fast jeder Film ist über Amazon abrufbar – genreübergreifend. Neben bekannten Klassikern setzt auch Amazon immer mehr auf eigene Produktionen, vor allem Serien. Das Problem: Nicht alles ist im Abo enthalten. Filme müssen häufig extra gekauft oder geliehen werden, für 0,99 bis 4,99 Euro. Filmfans können bei Amazon also fast alles finden, müssen aber eventuell draufzahlen.

Maxdome

Der deutsche Anbieter Maxdome setzt ebenfalls auf eine Kombination aus Flatrate und Einzelkauf. Das bringt dasselbe Problem wie bei Amazon mit sich: Die Flatrate für 7,99 Euro monatlich umfasst viele Filme, doch neue Kinoproduktionen und Serien kosten meist extra: 2,99 bis 6,99 Euro. Björn Becher vom Kinoportal «Filmstarts.de» bemängelt: «Es gibt nur wenige Eigenproduktionen mit deutschen Schauspielern.» Die Bild- und Tonqualität sei bei Netflix, Amazon und Maxdome aber vergleichbar gut.

Anbieter für Einzelabrufe

Darüber hinaus gibt es Streaminganbieter, die primär keine Abo-Modelle anbieten, sondern eher Einzelabrufe (Video on Demand). Dazu gehören etwa Alleskino.de, Apple iTunes Video, Chili, Flimmit, Google Play Filme & Serien, Microsoft Movies & TV, Mubi, Onlinefilm.org, Rakuten TV, Sky Store, Sony Playstation Video, Videobuster, Videociety oder Videoload. Die Preise pro Film liegen meist zwischen 0,99 und 6,99 Euro.

Neue Angebote von Disney und Warner

Bald schon kommen weitere Anbieter auf den Markt. Disney hat für 2019 mit Disney Play einen eigenen Streamingdienst angekündigt. Das bedeutet möglicherweise, dass Disney-Lizenzinhalte langfristig bei anderen Anbietern verschwinden werden. Dabei geht es nicht nur um Animationsfilme, sondern auch um Produktionen wie die Marvel-Filme (etwa die «Iron Man»-Reihe), «Star Wars» oder «Fluch der Karibik». «Der Launch von Disney Play hat also auf jeden Fall das Potenzial, interessant zu werden», glaubt Maximilian Reichlin. Und auch Warner hat für 2019 einen Streamingdienst angekündigt, der Produktionen der Warner-Tochter HBO wie «Game of Thrones» umfassen könnte.

«Es wird mittelfristig mehr Anbieter geben, langfristig geht es ums Überleben», prognostiziert Björn Becher. Das bedeute aber auch, dass die Preise für Streaming-Abos wohl zumindest vorerst nicht steigen werden. Fazit: Eine All-Inclusive-Lösung, mit der der Nutzer alles bekommt, gibt es nicht – auch nicht in absehbarer Zukunft, weil die Anbieter wohl weiter auf exklusive Eigenproduktionen setzen werden. Nutzer mit klar umrissenen Vorstellungen müssen dann im Zweifel mehrere Dienste abonnieren oder ihren Anbieter öfters wechseln.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Christin Klose,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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