«Monster Hunter: World» im Test: Spieler auf Großwildjagd

By on 26. Januar 2018

Berlin – Wäre «Monster Hunter: World» ein Brettspiel, es hätte gute Chancen auf die Auszeichnung «Kennerspiel des Jahres». Diesen Preis gibt es seit ein paar Jahren neben dem regulären «Spiel des Jahres».

Als «Kennerspiel des Jahres» kommen Titel in Frage, die sich gezielt an erfahrene Spieler richten, die sich gerne in etwas komplexere Materie einarbeiten. Und genau so ein Spiel ist auch «Monster Hunter: World» von Capcom.

Dabei scheint die Idee so simpel: Als Teil einer Expedition stranden Spieler mit ihrem selbstgebastelten Charakter in einer unbekannten Welt voller Gefahren und Geheimnisse – und vor allem voller riesiger Monster. Diese Welt gilt es nun, aus der Schulterperspektive zu erkunden und diese Monster zu jagen. Dafür gibt es erstens Ruhm und Ehre sowie zweitens Trophäen – Monsterknochen und -fell zum Beispiel, aus dem sich Spieler dann neue Ausrüstung basteln. Und die ist dann stark genug, um es mit dem nächstgrößeren Monster aufzunehmen.

So weit, so bekannt. Das Besondere an «Monster Hunter: World» ist, dass die Entwickler auf diese simple Idee einen Berg komplexer, miteinander verwobener Systeme gesetzt haben: Um die Monster zu finden, muss man ihre Spuren lesen und Informationen sammeln. Um stark genug für die Jagd zu sein, braucht es stärkere Waffen. Dazu muss man passende Schutzkleidung schneidern – und ist noch nicht einmal im Dschungel angekommen.

Denn dort wird es noch komplexer: Es gilt Pflanzen und Rohstoffe zu sammeln, Tiere zu beobachten, Geheimnisse zu finden. Wird die Waffe stumpf, macht man sie per Wetzstein wieder scharf. Proviant sollte man ebenfalls einpacken – der Koch will aber natürlich erst die passenden Zutaten.

Und dann kommt erst das komplizierte Kampfsystem, mit 14 Waffen vom Bogen bis zur Klappax. Und hatten wir schon das niedliche zweibeinige Katzenwesen erwähnt, das Spieler unterstützt, aber natürlich auch ab und zu neue Ausrüstung will?

«Monster Hunter: World» gibt sich zwar Mühe, Spielern all diese Systeme zu erklären – und wirft sie doch ins kalte Wasser. Ein richtiges Tutorial gibt es nämlich nicht, stattdessen vor allem Texttafeln und wild blinkende Hinweise auf Tastenkombinationen, die unerfahrene Monsterjäger eher überfordern und verwirren. Kombiniert mit einem ziemlich überladenen Nutzer-Interface und fummeligen Menüs, deren Text für normale Fernseher deutlich zu klein ist, hinterlässt «Monster Hunter: World» nicht den besten ersten Eindruck.

Aber, und das ist ein großes Aber: Wer sich durch diese Startschwierigkeiten durchbeißt, wird reich belohnt. Denn die komplexen Systeme von «Monster Hunter: World» sind kein Selbstzweck, sondern ein gut geöltes Uhrwerk. Mit dem Ergebnis, dass Spieler ständig kleine Erfolgserlebnisse geliefert bekommen – dabei aber stets alle Freiheiten haben, wie sie ihre Ziele verfolgen. Und davon gibt es wirklich genug: Denn bis das letzte Monster erlegt und alle Mysterien der neuen Welt ergründet sind, vergehen Dutzende Stunden.

Herzstück des Spiels bleiben stets die dramatischen Kämpfe gegen große und kleine Monster. Auch die verlangen allerdings etwas Eingewöhnungszeit: Denn wildes Knöpfchendrücken führt hier kaum zum Erfolg, im Gegenteil. Erfolgreich ist nur, wer sich jede Attacke gut überlegt und dabei stets klug zwischen Risiko und Vorsicht abwägt.

Ein schweres Spiel ist das neue «Monster Hunter» auf Dauer aber auch mit der besten Strategie. Da hilft nur Verstärkung. Deshalb lässt sich «Monster Hunter: World» auch gemeinsam mit Freunden komplett online spielen. Gemeinsam ist die Monsterjagd nicht nur einfacher, sondern auch deutlich spaßiger. Und manche Waffen und Fertigkeiten sind erst im Kooperations-Modus wirklich sinnvoll.

Technisch funktioniert das alles gut – auch wenn «Monster Hunter: World» keine Schönheitspreise gewinnt. Dafür wirken manche Farben seltsam blass und die Lichteffekte etwas unspektakulär. Das Kerngeschäft gelingt dem Spiel aber: Die Animationen des Spielercharakters und vor allem die seiner riesenhaften Widersacher sind so abwechslungsreich wie überzeugend.

Und das ist der Eindruck, der sich durchs ganze Spiel zieht: An den Rändern und den Spitzen gibt es überall Schönheitsfehler – von unübersichtlichen Menüs über eine etwas umständliche Steuerung bis zur nicht besonders interessanten Story mit sehr blassen Charakteren. Aber da, wo es zählt – bei der namensgebenden Jagd auf riesige Viecher – macht «Monster Hunter: World» fast alles richtig. Etwas Geduld vorausgesetzt.

Freigaben und PC-Version

«Monster Hunter: World» ist ab 12 Jahren freigegeben und ab Freitag (26. Januar) für Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Der Preis liegt bei etwa 70 Euro. Eine PC-Version ist ebenfalls angekündigt, erscheint aber voraussichtlich erst im Herbst.

Fotocredits: Capcom,Capcom,Capcom,Capcom,Capcom,Capcom,Capcom
(dpa/tmn)

(dpa)

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