Dolby Atmos revolutioniert Heimkino-Sound

By on 9. Juni 2017

Haar/Rechberghausen – Echte Filmfreaks scheuen im Heimkino weder Kosten noch Mühen, um Blockbuster, Komödien und Actionfilme so nah wie möglich zu erleben. Ein großer UHD-TV oder ein Beamer samt Leinwand ist da Pflicht. Aber mindestens genauso wichtig ist der Ton.

Stereosound mit zwei Lautsprechern erfüllt die hohen Ansprüche schon lange nicht mehr, selbst Surroundsound mit rückseitigen Boxen ist klanglich nicht mehr das Nonplusultra. Denn mit Dolby Atmos gibt es seit kurzem ein neues Audioformat, das das Gefühl vermittelt, als sei man als Zuschauer mitten im Geschehen.

«Dolby Atmos fügt den klassischen Tonformaten mit 5.1- oder 7.1-Kanälen wahlweise vier oder zwei zusätzliche Kanäle an der Decke hinzu. Die Konfiguration wird dann zum Beispiel 5.1.2 oder 5.1.4 genannt», erklärt Bert Kößler vom Portal heimkino-praxis.com. Die entsprechenden Lautsprecher befinden sich an der Decke vor und hinter dem Zuschauer, jeweils links und rechts.

Durch die zusätzlichen Kanäle können Dolby-Atmos-kompatible Filme Klangkulissen erschaffen, die den Zuschauer vollständig einhüllen. «Es handelt sich dabei, wie auch bei DTS:X und Auro 3D, um ein immersives Soundformat», sagt Andreas Stumptner, Chefredakteur der Zeitschrift «video». Beim klassischen Surroundsound wurden noch die einzelnen Kanäle angesteuert. Bei Dolby Atmos legen die Filmemacher hingegen fest, an welchem Punkt im Raum ein Ton erklingen soll.

Neben Dolby Atmos gibt es auch beim lange etablierten Tonformat DTS Höhenkanäle – unter der Bezeichnung DTS:X. Der dritte Mitspieler Auro 3D will mit mehr als vier Höhenlautsprechern punkten. Aber: «Beide Mitbewerber sind derzeit noch keine nennenswerte Konkurrenz zu Dolby Atmos», sagt Kößler. Auro 3D werde vermutlich eine Randerscheinung für spezielle Anwendungsfälle bleiben, etwa für Konzerte oder Dokus.

Um in den Genuss der neuen Technik zu kommen, benötigt man einen AV-Receiver, der Dolby Atmos unterstützt. Kößler empfiehlt, beim Kauf auf ausreichend Verstärker-Endstufen zu achten, um alle gewünschten Lautsprecher versorgen zu können. «Bei einer 7.1.4-Aufstellung sind das immerhin elf Lautsprecher, also elf Endstufen. Da ist man schnell mit 1500 Euro alleine für den AV-Receiver dabei.»

Die günstigste Konfiguration, 5.1.2 mit zwei Deckenlautsprechern, erfordert sieben Endstufen. Entsprechende Receiver sind bereits für rund 500 Euro erhältlich. Nahezu alle aktuellen Geräte namhafter Hersteller unterstützen Dolby Atmos und andere 3D-Sound-Formate. Hinzu kommen zwei oder vier zusätzliche Lautsprecher, die möglichst vom selben System wie das 5.1-Set sein sollten. Angefangen bei 50 bis 100 Euro pro Box gebe es nach oben keine Grenzen, so Kößler.

Eine Alternative zu zusätzlichen Lautsprechern ist für Stumptner eine Dolby-kompatible Soundbar. Die Qualität der Lautsprecherleisten sei größtenteils sehr beachtlich. «Dennoch ist zu berücksichtigen, dass ein einzelner Klangriegel im Umfeld des Fernsehers nie dieselbe Leistung erbringen kann wie ein Lautsprecherset.» Im Wohnzimmer einer Mietwohnung könne dies aber durchaus eine Lösung sein.

Soundbars erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit, weil sie einfach zu installieren sind und im Vergleich zu kompletten Sets wenig Platz beanspruchen. Nach Angaben des Consumer Electronic Market Index (CEMIX) erzielten die Klangriegel 2016 in Deutschland mit 244 Millionen Euro eine Umsatzsteigerung von knapp drei Prozent.

Wer sein Heimkino ohnehin neu ausstatten möchte, sollte im Auge haben, dass die Decke nicht zu hoch ist und sich auch die Schalldämmung für die Technik eignet. Absorber an der Decke könnten etwa den Dolby-Atmos-Ton komplett ersticken, sagt Stumptner.

Doch wie kann man die Dolby-Atmos-Anlage dann eigentlich nutzen? Stumptner verweist auf mehr als 100 Spielfilme auf Blu-ray und 50 Titel auf UHD-Blu-ray, die im deutschen Markt mit Dolby-Atmos-Tonspur zu haben sind. Dazu kommen noch einige Dokumentationen und Livekonzerte sowie erste Serienstaffeln, etwa von «Game of Thrones».

Kleiner Haken: Die Mehrzahl der Filme enthält bislang oft nur die englische Tonspur in Dolby Atmos. Für die Filmstudios bedeutet es Mehraufwand und damit auch höhere Kosten, auch die deutsche Tonspur in Dolby Atmos abzumischen. Stumptners Tipp: «Wer Dolby Atmos in Bestform erleben möchte, sollte sich beim Aufrüsten unbedingt mit dem Film «Everest» ausstatten. Der Schneesturm auf dem Berg zieht so realistisch wie nie zuvor durch jedes Wohnzimmer.» Der Film belege eindrücklich, dass Dolby Atmos ein großartiger Mehrwert sei.

Fotocredits: Karolin Krämer,Dolby Laboratories,Dolby Laboratories
(dpa/tmn)

(dpa)

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