Durchblick im App-Dschungel bekommen

By on 8. März 2018

München/Hof – Der Markt für Apps wächst und wächst. Doch längst nicht alles, was in die App-Stores wandert, ist auch wirklich nützlich.

Manche Anwendung ist mit Werbung überfrachtet, die nächste schlecht programmiert und wieder eine andere sogar schädlich oder schlicht mit der kriminellen Energie von Betrügern programmiert. Wie soll man da überhaupt eine gute App finden?

«Ein guter Indikator sind schon mal die App-Bewertungen, die die Nutzer im Google Play Store oder im Apple App Store verfassen», sagt Matthias Becker vom «Chip»-Fachmagazin. In den Bewertungen werde meist recht ausgiebig auf Stärken und Schwächen eingegangen. «Das ist zwar keine Expertenmeinung, allerdings ist aus Nutzersicht die Meinung anderer Nutzer doch oft wesentlich spannender als etwa die Herstellerangaben.»

Auch Markus Burgdorf vom Beratungsunternehmen App Agency hält die Bewertungen für ein wichtiges Kriterium: «Es hilft, die Screenshots anzusehen, den Beschreibungstext der App genau zu lesen und dann die Bewertungen.» Zwar gebe es auch viele gefälschte Bewertungen, «aber die sind meist in schlechtem Deutsch, kurz, nichtssagend und lieblos geschrieben.» Letztlich entscheide der Gesamteindruck. Um den zu gewinnen, muss man allerdings etwas Zeit investieren.

Stets aufschlussreich ist ein Blick auf die Berechtigungen. «Eine Taschenrechner-App kann noch so gut sein – wenn sie Zugriff auf mein Adressbuch haben möchte, installiere ich die App nicht», sagt Becker.

Sicherheit, Datenschutz und Stabilität zeichnen eine gute App aus, meint Sven Rill, Professor für Mobile Computing an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof. «Im Optimalfall verzichtet die App auf aufdringliche Werbung, übertreibt es nicht mit In-App-Kaufangeboten und beschränkt die eingeforderten App-Berechtigungen auf ein Minimum», so der Informatiker weiter.

«Eine gute App erleichtert mir den Alltag und macht ihn bitte nicht komplizierter», sagt Burgdorf. Leider seien viele aber so aufgebaut, dass sie aufgrund des Mehraufwands durch ihre Nutzung eher nicht das Zeug zum dauerhaften Begleiter hätten. Eine gute App versuche auch nicht, aus den Daten des Anwenders Kapital zu schlagen oder erzwinge eine Anmeldung via Facebook. Grundsätzlich seien die Smartphones von Freunden gute Orte, um gute Apps zu finden.

«Es gibt häufig eine Vielzahl an Apps, die zu 80 Prozent den gleichen Funktionsumfang bieten», sagt Prof. Rill. «Ob eine von diesen erfolgreich ist, entscheidet sich eher in den restlichen 20 Prozent.» Dabei sollte die Anwendung dem eigentlichen Einsatzzweck möglichst gut entsprechen: «Zum Beispiel braucht eine Einkaufslisten-App keine Navigationsfunktion.»

Einen Weg, gute Anwendungen zu finden, können die Charts der App-Stores sein. «Top Ten-Listen können hilfreich sein», sagt Rill, «allerdings nützen sie nicht wirklich etwas, wenn man eine spezielle, von anderen eher selten genutzte App sucht.» Manchmal müsse man einfach ausprobieren, dabei aber immer mögliche Fallen vor Augen haben: «Manche Apps werden „kostenlos“ angeboten, sammeln aber im Gegenzug Daten des Anwenders, welche dann vom Anbieter genutzt werden», warnt der Informatikprofessor. «Häufig werden AGBs oder Hinweise hierzu von den Anwendern gar nicht mehr wahrgenommen.»

Es gibt auch Apps, die etwa versprechen, für eine gute Bewertung bestimmte Funktionen freizuschalten und unter Umständen über versteckte Abos Geld abzocken, erklärt App-Experte Burgdorf. Gerade bei Games mit In-App-Käufen bestehe auch die Gefahr, viel Geld zu verlieren, wenn man in die psychologische Falle tappt: «Es gibt Spiele, wo einzelne Spieler 200 000 Euro versenken.»

Und schließlich gebe es noch die Gefahr der gefälschten Apps, weiß Burgdorf: «Erfolgreiche Apps werden gerne gefälscht.» Dazu wird der Name der echten App minimal ergänzt, die Screenshots werden vom Original genommen. «Selbst die Beschreibung kann geklaut sein», warnt Burgdorf. Solche Apps seien dann oft gratis, aber mit Werbung vollgestopft oder funktionierten erst gar nicht.

Und: Bei so mancher App handelt es sich um Schadsoftware, die etwa versucht, auf Smartphone-Daten zuzugreifen oder teure Premium-SMS zu versenden. Becker rät zu besonderer Vorsicht bei reißerischen oder unglaubwürdigen Funktionen: «Verspricht eine Anwendung etwa, das mobile Internet turboschnell zu machen, sollte man zunächst aufmerksam die App-Beschreibung und die Nutzerreviews lesen.»

Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)

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