Google Pixel 2 und Pixel 2 XL im Test

By on 18. Oktober 2017

Berlin – Einen Mangel an hochklassigen Android-Smartphones gibt es nicht. Von LG über Samsung, HTC, Nokia und zuletzt Huawei haben alle Hersteller Geräte mit starken Kameras, großen Bildschirmen, viel Speicher im Angebot. Viel Konkurrenz für Googles neue Smartphones Pixel 2 und Pixel 2 XL.

Mit den Smartphones setzt Google seinen Kurs fort, mit Android nicht nur das Betriebssystem, sondern mit der Pixel-Reihe auch gleich ein hochwertiges Referenzmodell zu liefern. Pixel 2 und Pixel 2 XL teilen sich diesmal dieselbe Hardware, unterscheiden sich aber in Größe und Ausführung voneinander.

Eine klassische rechteckige Form mit großen Rändern ober- und unterhalb des fünf Zoll großen AMOLED-Displays mit Full-HD-Auflösung (1080 zu 1920 Pixel) gibt es beim Pixel 2. Das Gehäuse aus Aluminium ist glatt, liegt aber fest in der Hand. Interessantes Detail: Der Ein-/Aus-Schalter hebt sich farblich ab. Auftragshersteller für das Pixel 2 ist HTC.

Das größere Pixel 2 XL hat LGs nahezu randloses Infinity-Display mit sechs Zoll Diagonale im Format 18:9 (1440 zu 2280 Pixel) eingebaut. Im Vergleich zum warmtonigen AMOLED des kleineren Pixel 2 wirkt es etwas blass und bei flachen Blickwinkeln blaustichig. Die Gehäuserückseite des von LG gefertigten Pixel 2 XL ist deutlich rauer, die Kanten von Display und Gehäuse runder.

Damit enden die Unterschiede aber auch. «Wir sparen keine besseren Funktionen für das größere Modell auf», sagte Google-Chef Sundar Pichai bei der Vorstellung der Geräte. Entsprechend gibt es im Inneren Qualcomms Snapdragon 835, 4 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 64 oder 128 GB Festspeicher. Über Googles Fotos-App erhalten Pixel-2-Nutzer unbegrenzten Speicherplatz für Bilder in Googles Online-Speicher.

Ärgerlich für Kopfhörerbesitzer: Einen 3,5-Millimeter-Ausgang gibt es nicht mehr, nur noch USB-C und einen Adapter. Zu den Gründen hält man sich bedeckt, hinter vorgehaltener Hand wird auch Druck der Industrie zum Umstieg auf rein digitale Schnittstellen als Ursache genannt. Für Nutzer heißt das: Entweder einen USB-Kopfhörer kaufen, drahtlos hören – oder mit dem sperrigen Adapter leben. Immerhin: Es gibt kleine Stereo-Lautsprecher mit ganz ordentlichem Klang.

Wie schon bei der ersten Pixel-Serie will Google auch beim Pixel 2 mit der Kamera punkten. Entgegen dem Trend zur Doppellinse gibt es eine einzelne 12-Megapixel-Kamera mit maximaler Blendenöffnung von f1.8. Mit einem speziellen Sensor, der auch Tiefeninformationen erfassen kann und viel Software-Einsatz bei der Bildverbesserung sollen Fotos entstehen, die den Kamera-Duos der Konkurrenz ebenbürtig sind.

Nach 90 Punkten für den Vorgänger gibt Kamera-Tester DxO nun 98 Punkte auf der nach oben offenen Bewertungsskala. Apples aktuelles iPhone 8 Plus erhält hier mit 94 Punkten ebenfalls eine gute Note, Samsung Galaxy S8 kommt auf 88 Punkte.

Die Bilder der Kamera müssen sich hinter der Konkurrenz im Test tatsächlich nicht verstecken. Fokuszeit und Auslösung sind flott, die wichtigsten Einstellungen schnell gefunden. Mit dem Bokeh-Effekt gelingen leicht Porträts mit unscharfen Hintergründen.

Interessant sind auch die Motion Fotos genannten lebendigen Bilder. Da die Kamera schon vor dem Druck auf den Auslöser aufzeichnet und auch noch etwas danach, sind kurze Videosequenzen in Fotoqualität möglich. Videofilmer werden sich über die ausgereifte Bildstabilisierung freuen, die Handzittern und Bewegungswackler gut aus dem fertigen Film heraushält.

Weitere kleine Details, die Googles Pixel 2 und 2 XL von der Konkurrenz abheben, stecken unter der Haube. Etwa die druckempfindlichen Rahmen. Quetscht man das Telefon mit der Hand leicht, startet der Google Assistant, oder eingehende Anrufe werden stummgeschaltet.

Bild in Bild erlaubt etwa gleichzeitiges Navigieren und Stöbern im Netz. Die auf dem Home-Bildschirm nach unten gerutschte Google-Suchleiste kann nun – wie Apples Spotlight in iOS schon länger – nicht nur Internetsuchen angeben, sondern spuckt etwa bei der Eingabe von Suchbegriffen auch passende Apps oder Telefon-Funktionen aus.

Noch in der Erprobungsphase ist Google Photo Lens. Die künstliche Intelligenz (KI) analysiert und kategorisiert Bilder. Per Knopfdruck bekommt man angezeigt, was auf Bildern zu sehen ist. Während Katzen und Haushaltsgegenstände meist schon gut erkannt werden, schwächelt die KI etwa bei Gebäuden und anderen Objekten – dann werden höchstens grobe Einordnungen angezeigt, oder es wird auf die Google-Bildersuche verwiesen. Der Berliner Fernsehturm mit einem Hochhaus im Vordergrund erhielt im Praxisversuch etwa das Label «Wohneigentum».

Spannend für Musikfans mit Spotify- oder Google-Play-Musik-Konto ist die Funktion «Now Playing». Ist sie aktiv, erkennt das Telefon laufende Songs und zeigt sie auf dem Always-on-Display an. Um Angst vor dem Belauschtwerden durch das Telefon zu zerstreuen, erklärt Google die Funktion ausgiebig. Daten werden nicht übertragen, stattdessen erhalten die Telefone wöchentlich eine Song-Datenbank zugesandt und gleichen Gehörtes ganz lokal auf dem Telefon ab – Google offline geht also doch. Sicherheits- und Funktionsupdates sollen Pixel-2-Nutzer bis mindestens Oktober 2020 bekommen.

Wie schon das erste Pixel sind auch die beiden Nachfolger der allerschnellste Weg zu Google und seinen unzähligen Diensten. Google zeigt mit den Geräten, dass Android nicht nur gut, sondern auch in seiner Grundausführung spitze sein kann. Die vielen kleinen Details geben den Pixeln genug Alleinstellungsmerkmale gegenüber den ebenfalls leistungsstarken Konkurrenzmodellen.

Ähnlich wie Apple bettet Google mit den neuen Pixeln die Smartphones in ein ganzes Ökosystem ein. Unter dem Namen Made by Google gibt es nun auch vernetzte Kopfhörer und vernetzte Lautsprecher mit Google Assistant in Ausführungen von 60 bis 400 Euro – alles im gleichen sachlichen aber eleganten Design. Und auch vom fast ausschließlichen Verkauf über den Google Store nimmt Google mittlerweile Abstand. Die Pixel-2-Smartphones sind in Deutschland auch über Mobilfunkanbieter und in einigen Elektronikmärkten verfügbar.

Das Google Pixel 2 und das größere 2 XL kosten 799 sowie 939 Euro (mit 64 GB), mit 128 GB sind es 909 und 1049 Euro. Kleiner Tipp für Sparfüchse: Das Vorjahresmodell wird mittlerweile ab rund 600 Euro gehandelt.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

(dpa)

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