Googles VR-Brille Daydream View im Test

By on 10. November 2016

Berlin – Wäre sie nicht von Google, hätte die Virtual-Reality-Brille Daydream View vermutlich einen schwedisch klingenden Namen. In ihrem grau melierten und minimalistischen Stoffdesign könnte sie glatt aus dem Katalog eines großen Möbelhauses stammen.

Doch das im Oktober vorgestellte und jetzt verfügbare Gerät ist mehr als ein Lifestyleobjekt. Es ist der Zugang zu Googles Virtual-Reality- (VR) und 360-Grad-Welt. Was man dafür braucht? Zunächst einmal die Brille für 69 Euro, den mitgelieferten Bluetooth-Controller mit drei Knöpfen und Touch-Steuerung sowie ein Smartphone. Aktuell kommen dafür nur Googles Pixel und Pixel XL in Frage (zwischen 760 und knapp 1050 Euro).

Das Koppeln von Brille und Smartphone funktioniert sehr einfach. Sobald das Smartphone auf der Frontklappe der
Daydream View liegt, wird die nötige Software auf dem Smartphone installiert und das Gerät geht in den VR-Modus. Zuklappen, aufsetzen, fertig. Aber Moment, da ist ja noch der Controller. Kurz die untere Taste drücken, schon wird er zum digitalen Zeigefinger in der virtuellen Welt. Mit dem Controller in der Hand werden Menüs durchgeklickt, Icons aktiviert oder Spiele bedient. Das funktioniert überraschend gut und ist deutlich besser gelungen als bei anderen VR-Brillen für das Smartphone, die etwa über ein seitliches Touchpad bedient werden.

Aber was sieht man nun in Googles virtuellem Tagtraum? Zunächst einmal eine bunte Wiese an einem sanft dahinplätschernden Fluss mit schwebenden Icons, die für VR-Filme, 360-Grad-Panoramen, Spiele oder andere Inhalte werben. Darunter geht es zum Filmangebot, der Foto-App, Street View oder Youtube.

Richtig Spaß machen aber nur die speziell für VR produzierten Inhalte wie 360-Grad-Videos, VR-Spiele oder das in VR tatsächlich praktische Google Street View. Mit Daydream View auf dem Kopf und dem Smartphone vor Augen steht man wirklich mittendrin, kann nach oben und unten sehen, sich umdrehen und alles virtuell erkunden. Norwegens Fjorde, das Taj Mahal und andere Sehenswürdigkeiten in aller Welt sind plötzlich fast in Reichweite.

Die hohe Bildschirmauflösung des zum Test genutzten Pixel XL von 2560 zu 1440 Pixel sorgt selbst so nah vor den Augen für ein recht gutes Bild ohne zu deutlich sichtbare Bildpunkte. Zum Rand hin wird es allerdings leicht unscharf. Etwas nervig: Auf den Linsen der Brille setzt sich Staub sehr schnell ab und stört den Blick. Außerdem fällt recht viel Licht von den Seiten ein und sorgt für störende Reflexionen auf den Linsen. Virtuelles Tagträumen im sonnigen Park oder unter Neonröhren ist also keine gute Idee.

Nicht für VR produzierte Inhalte über die Brille zu sehen, gehört eher in die Kategorie «möglich, aber verzichtbar». Der neue «Star Trek» wird im VR-Modus leider nur auf eine winzige Leinwand in einem zugegebenermaßen schön animierten Freiluftkino projiziert. Wem das gefällt, der kann auch das restliche Film-, Serien- und TV-Angebot aus dem Play Store über die Brille schauen.

Auf Dauer wird die eigentlich sehr bequeme Brille dann aber recht schwer vor den Augen. Einen ganzen Spielfilm hält man dann doch nicht ohne Pause durch. Außerdem wird das Smartphone wegen der hohen Rechenbelastung und der für viele Inhalte nötigen Streamingverbindung ziemlich heiß und stromhungrig. Stundenlangen Spaß in der virtuellen Welt gibt es im Tagtraumland nur per Ladekabel.

Trotzdem: Googles Daydream View ist bislang eines der durchdachtesten Konzepte für virtuelle Realität mit dem Smartphone. Die Brille ist bequem, das Bedienkonzept einfach und schlüssig und das Angebot schon jetzt recht groß. Bleibt noch der Elefant im Raum: der Preis.

Die Brille ist mit 69 Euro nicht sonderlich teuer, das dafür nötige Smartphone aber schon. Für die kleinste Version des Google Pixel sind aktuell rund 760 Euro fällig, das größere Pixel XL gibt es ab 899 Euro. Laut Google sind weitere mit Daydream View kompatible Smartphones anderer Hersteller in Arbeit – darunter Huawei, Xiami, Asus, Motorola, HTC oder Samsung. Zum Schleuderpreis wird es diese Smartphones angesichts der hohen Hardwareanforderungen aber auch nicht geben.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

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