Was aus Crowdfunding geworden ist

By on 31. Oktober 2019

München – Gute Ideen gibt es viele. Was fehlt, ist oft Geld. Vor einigen Jahren kam deshalb eine Finanzierungsform in Mode, die das Vermögen der Masse anzapft: Crowdfunding.

Das Prinzip: Wer genug Leute für seine Belange begeistern kann, bekommt von seinen Unterstützern finanzielle Zuschüsse für sein Projekt, entweder auf Spendenbasis oder gegen ein Dankeschön. Filme und smarte Uhren, verpackungsfreie Läden und Start-ups haben so ihr Budget aufgebessert. Funktioniert das auch heute noch?

Jein, lautet die Antwort. «Crowdfunding ist es in Deutschland nicht wirklich gelungen, sich durchzusetzen», sagt Michael Gebert. Er ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Crowdsourcing Verbandes.

Vor allem der Ursprungsgedanke, kreative Ideen mit Geld zu unterstützen, habe sich nur bedingt etabliert, so Gebert. Zwar kannten 2018 laut
Crowdfunding-Barometer fast zwei Drittel der Befragten das Konzept – deutlich mehr als noch vier Jahre zuvor. Die investierten Summen wachsen aber nicht.

Klassisches Crowdfunding eher mit lokalem Bezug

Was hingegen gewachsen ist, ist eine Form der Geldanlage über die Crowd: Beim Crowdinvesting finanzieren Teilnehmer ein Projekt und werden an dessen Rendite beteiligt. Gefragt sind bei dieser Form vor allem Immobilienprojekte – die sind greifbar, und man bekommt Zinsen.

Ist es mit dem Sammeln für kreative Ideen abseits des Investmentmarktes also vorbei? Das klassische Crowdfunding gibt es zwar weiterhin, allerdings auf weniger Plattformen und eher mit einem lokalen Bezug. «Viele Sparkassen haben eine Crowdfunding-Plattform, die lokale Projekte finanziert», erklärt Oliver Gajda vom European Crowdfunding Network.

Der Markt für Websites wie Startnext, Kickstarter oder Indiegogo, auf denen man Crowdfunding-Projekte schalten und unterstützen kann, ist übersichtlicher geworden. «Das Risiko, eine falsche Plattform zu finden, ist geringer geworden», sagt Michael Gebert. Einen Überblick gibt zum Beispiel das Informationsportal
«Crowdfunding.de».

Die Ausrichtung der Anbieter ist verschieden: Auf Kickstarter finden sich zum Beispiel haufenweise kreative Projekte, vom Comicbuch über die Modekollektion bis zum Musikalbum.

Crowdfunding ist insgesamt professioneller geworden, sowohl was die Plattformen angeht als auch die Projekte. «Es kommen mehr Leute als früher», sagt Anja Thonig, die bei der Gesellschaft Crowdfunding Campus Kunden beim Sammeln für deren Projekte berät. Thonig führt das auch darauf zurück, dass die Menschen sich inzwischen bewusster seien, wie viel Arbeit in erfolgreichen Kampagnen steckt. «Man kann nicht einfach ein Projekt auf eine Plattform stellen, mit dem Finger schnippen, und dann läuft es.»

Spende oder Gegenleistung

Beim Sammeln unterscheidet man unter anderem spendenbasierte Kampagnen und Projekte, bei denen Unterstützer nach erfolgreicher Finanzierung ein Dankeschön bekommen – etwa eine Tasse, ein T-Shirt, das fertige Produkt oder die Einladung für eine Veranstaltung.

Dieses Dankeschön ist das einzige Risiko, dass Unterstützer tragen. Denn bei dieser Form des Crowdfunding, auch vergütungsbasiert (reward based) genannt, schließen Unterstützer eine Art Kaufvertrag ab – mit der eingezahlten Summe ermöglichen sie das Projekt und kaufen sich gleichzeitig das Dankeschön, wie Thonig erklärt.

Erreicht das Projekt die gewünschte Zielsumme nicht, wird das Geld an die Unterstützer einfach wieder zurückgezahlt.

Fotocredits: Boris Roessler,Deutscher Crowdsourcing Verband,European Crowdfunding Network,Malte Jäger
(dpa/tmn)

(dpa)

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