Steuerprogramme führen durch den Zahlendschungel

By on 9. Juni 2020

Berlin – Bei den Finanzämtern gehen laut Stiftung Warentest jährlich gut 23 Millionen Steuererklärungen elektronisch ein. 77 Prozent davon werden mit Hilfe einer Software erstellt.

Das Gute daran: «Digitale Steuererklärungen werden mittlerweile sogar bevorzugt behandelt», erklärt Jörg Geiger vom Fachmagazin «Chip». Schließlich liefern die Finanzämter mit Elster selbst eine Art staatlicher Gratis-Alternative zu Kauf-Steuerprogrammen.

«Im Prinzip ist Elster das Papierformular online», erklärt Geiger. Nachteil: Es ist weniger serviceorientiert und eher nüchtern gehalten. Tipps zum Sparen sucht man hier vergeblich.

Elster für einfache Steuerfälle

Dorothee Wiegand vom «c’t»-Fachmagazin würde Elster daher auch nur für einfach gelagerte Steuerfälle empfehlen, also solche ohne Kinder, Immobilien oder gar Pflegegeld. Gut dagegen: Elster übernimmt Daten aus dem Vorjahr, und Nutzer können ihre Belege von Rentenzahlstellen, Krankenkassen, Arbeitgebern und Co einspielen.

Wer lieber Tipps haben möchte und durch die Steuererklärung geführt werden will, kann ein Computer-Programm nutzen, eine Browser-Anwendung oder eine App.

Gerade Apps werben mit Schnelligkeit und suggerieren: alles nur Minutensache. Doch: «In 30 Minuten wird es für die wenigsten getan sein», ist sich Geiger sicher.

Bei Apps muss man im Zweifel von vorn anfangen

Ein Nachteil der Apps ist der relativ kleine Bildschirm des Smartphones. «Basis ist deshalb ein Chat, der Schritt für Schritt durch das Programm führt», sagt Geiger. Ein Fehler lasse sich häufig später nicht mehr korrigieren, spätere Ergänzungen seien nicht möglich, ohne von vorne zu starten.

Für ihre Zeitschrift «Finanztest» hat die Stiftung Warentest die Angebote von 14 unterschiedlichen Steuerprogrammen untersucht – vom Download bis zur App. Nur 3 Angebote schnitten mit der Note «gut» ab (Ausgabe 5/2019).

Fast kein Programm rechnet hunderprozentig richtig

Den Testern gefielen zwar Einfachheit und Chats mancher Browser- oder Smartphone-Anwendungen, jedoch nicht die Berechnungen. «Die Programme haben zum Teil eklatante Fehler gemacht», sagt Stefan Fischer, Projektleiter bei Stiftung Warentest. Doch das gilt nicht nur für Apps. Das Ergebnis von «Finanztest»: «Selbst die Testsieger rechnen nicht hundertprozentig richtig.»

Insgesamt würden die Unterschiede zwischen Desktop- und Browserversion immer kleiner, meint Wiegand. Noch hätten zwar Desktop-Programme einen Vorsprung, die Webdienste deckten jedoch immer mehr Fälle ab.

Komlizierte Fälle sind eher etwas für den Steuerberater

Beide bieten ähnlich wie Elster an, Daten der Finanzämter abzufragen und einzuspielen. Dafür müssen Anwenderinnen und Anwender allerdings einem Anbieter treu bleiben. «Das spart Zeit, vermeidet Zahlendreher und jede Menge Ärger», sagt Wiegand.

Bei aller Hilfe, die die Programme böten, schwierig werde es etwa bei Patchwork-Familien mit unterschiedlichen Konstellationen von Unterhalt, Betreuungs- und Kindergeld, schränkt Wiegand ein. Je komplizierter der Steuerfall, desto eher sei das ein Fall für den Steuerberater, sind sich die Experten einig.

Fotocredits: Christin Klose,Andreas Wodrich,Anke Jacob,Robert Günther
(dpa/tmn)

(dpa)

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