True Wireless: Die Kopfhörer ohne Kabelsalat

By on 30. April 2020

Erlangen – Kopfhörerkabel können mächtig nerven. Entweder reißt man sich mit dem Kabel einen Hörer aus dem Ohr, zieht ungewollt den Klinkenstecker aus der Buchse am Smartphone oder muss früher oder später mit Wackelkontakt-Störgeräuschen leben. Doch Rettung ist längst da: Es sind True-Wireless-Kopfhörer.

Hier ersetzt Bluetooth-Funk alle Kabel – wirklich alle. Und die kabellose Technik kommt nicht von ungefähr: «Unserer Recherche nach entwickelt sich der Markt ganz stark in Richtung True-Wireless», sagt Felix Fleischmann, der die Gruppe Mobile Audio Rendering am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) leitet. True-Wireless bedeutet auch immer In-Ear. Solche Kopfhörer werden als Stöpsel im Ohr getragen.

Vor dem Kauf testen

Selbst diese Mini-Ohrhörer bieten mittlerweile mehr als reine Stereo-Musikwiedergabe. In den Oberklasse-Modellen stecken inzwischen oft Mikrofone und Prozessoren für eine aktive Geräuschunterdrückung, die störende Geräusche in der Bahn, im Flugzeug oder auf der Straße ausblendet.

Worauf müssen Interessenten beim Kauf achten? Neben technischen Faktoren wie Akkulaufzeit und Klang ist vor allem der Sitz der Kopfhörer entscheidend. «Was dem einen passt, kann bei jemand anderem schlecht sitzen, das können Vergleichstests schlecht vorausahnen», gibt Hartmut Gieselmann vom Fachmagazin «c’t» zu bedenken. Deswegen müsse jeder Kunde individuell den Komfort der Kopfhörer testen.

Passform beeinflusst Sound

Zwar liefern viele Hersteller unterschiedliche Ohrpolster mit, aber gerade bei In-Ear-Kopfhörern bleibe dem Kunden oft nur, mehrere Kopfhörer auszuprobieren und schlecht passende beim Händler umzutauschen, sagt Gieselmann. Dabei entstehe allerdings viel Elektroschrott, denn Händler können gebrauchte Modelle aus hygienischen Gründen nicht einfach weiterverkaufen.

Doch es nützt nichts: Käufer sollten auf jeden Fall testen, ob die Kopfhörer gut sitzen, rät auch Felix Fleischmann. Denn der Sitz beeinflusse den Klang maßgeblich. Entscheidend sei, dass kein Leakage auftritt, also kein akustisches Leck. Die Stöpsel sollten den Gehörgang komplett abdichten, sonst komme es zum Abfall tiefer Frequenzen. Die Ohrhörer klängen dann schnell schrill oder blechern.

Aber auch sonst gibt es große Unterschiede beim Klang. Produkttests erwähnen meist, ob ein Modell die Bässe oder Höhen stärker betont. «Zurzeit ist eine starke Bassbetonung sehr in Mode», sagt Hartmut Gieselmann. Diese überdecke aber Details bei der Musikwiedergabe.

Akkulaufzeit prüfen

Auch wenn sich die Qualität von Consumer-Kopfhörern in den letzten Jahren deutlich verbessert hat: Viele Anbieter klebten eingekaufter Massenware aus Asien einfach ihr Label auf, meint Gieselmann. «Bessere Qualität findet man bei Herstellern, die eine eigene Entwicklungsabteilung für die Schallwandler beschäftigen.»

Ein weiterer Faktor für eine Kaufentscheidung ist die Akkulaufzeit. Die sei inzwischen oft gar nicht so schlecht, erläutert Gieselmann. Aufgeladen werden True-Wireless-Kopfhörer entweder über ein USB-Kabel oder in der mitgelieferten Transportbox mit eingebautem Akku.

Als Preisspanne für gute True-Wireless-Modelle gibt Gieselmann zur ungefähren Orientierung zwischen 150 und 300 Euro an. Grundsätzlich starteten die Preise für die kabelfreie Kopfhörerkategorie aber schon bei etwa 50 Euro.

Recht hohe Latenz

Berücksichtigen sollten Käufer, dass Modelle mit aktiver Geräuschunterdrückung in aller Regel ein gutes Stück teurer sind als gewöhnliche True-Wireless-Kopfhörer. Insbesondere Vielreisenden empfiehlt Gieselmann den Griff zu einem Modell mit Unterdrückung. Allerdings erzeuge die Technik meist ein leichtes Rauschen und ein recht starkes Gefühl der Abschottung. Beides empfänden manche Menschen als unangenehm.

«Ein generelles Problem von Bluetooth-Kopfhörern ist aber immer noch die hohe Verzögerung bei der Übertragung», sagt Hartmut Gieselman. Die Latenz beträgt oft über 200 Millisekunden, so dass sich kabellose Kopfhörer etwa nicht für die Musikproduktion eigneten. Aber selbst beim Anschauen von Videos könne das die Synchronität beeinflussen.

Fotocredits: Christin Klose,Catherine Waibel,Melissa Ramson
(dpa/tmn)

(dpa)

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